Ein Polizeieinsatz im Zusammenhang mit psychisch erkrankten Personen ist oft problematisch, sowohl für die betroffene Person und deren Angehörige, als auch für die handelnden Beamt:innen.
Sachlichen Argumenten im Zustand akuter Erkrankung und emotionaler Erregung nicht zugänglich, fühlen sich psychisch kranke Menschen beim Anblick von Polizeibeamten mitunter zusätzlich bedroht.
Kommt es bei einem Polizeieinsatz dazu, dass ein erkrankter Mensch gegen seinen Willen in eine Klinik gebracht werden soll, flüchtet sich dieser in irrationale Handlungen oder in körperliche Abwehr, wobei unerwartete körperliche Kräfte freigesetzt werden können.
Oft wird bei solch einem Einsatz öffentliches Aufsehen erregt und zur weiteren Stigmatisierung dieses Personenkreises und manchmal zu traumatischen Erlebnissen bei einzelnen Erkrankten beigetragen.
Wir haben allerdings auch mehrfach erfahren, dass sich Polizeibeamt:innen und Patient:innen in rücksichtsvoller und gelassener Atmosphäre begegnet sind. Ziel ist es, mit unserer Antistigma-Arbeit dazu beizutragen, dass dieses zum Standard bei solchen Einsätzen werden kann.
Psychische Erkrankung kommt in allen Bevölkerungsschichten vor. Sie hat episodenhaften Charakter und es gibt eine Vielzahl von Erscheinungsbildern.
Bei unserer Tätigkeit kommt es nicht darauf an, diagnostische Hilfen zu geben, sondern Verständnis zu wecken sowie Ablehnung und Vorurteile abzubauen. Die Last, neben der Erkrankung auch noch soziale Ausgrenzung erfahren zu müssen, hat oft die Qualität einer zweiten Erkrankung auf anderer Ebene.
Vor diesem Hintergrund haben wir Material in Form von Bausteinen erarbeitet, die es erlauben, im Rahmen der Aus- und Fortbildung von Polizeibeamt:innen verschiedene Unterrichtseinheiten in den Fächern Polizei-Berufskunde, Polizei-Einsatzlehre, Soziologie und Psychologie zu begleiten.
Das Wesentliche unseres Angebotes besteht jedoch darin, dass die Sicht von psychisch erkrankten Menschen durch Begegnungsprojekte erfahrbar gemacht wird.
Ist die Polizei im Umgang mit psychisch Kranken ausreichend vorbereitet?
Mohamed Idrissi starb im Juni 2020 in Bremen bei einem Polizeieinsatz. Er litt unter paranoider Schizophrenie. Hätte sein Tod verhindert werden können? Die Ermittlungen laufen noch.
Den Bericht von Simona Dürnberg und Brid Roesner finden Sie hier.