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  • Kirchen

Der Kontakt mit seelisch beeinträchtigten Menschen in Kirchengemeinden ist eine Alltagserfahrung. Die bewusste Begegnung und der Austausch von Betroffenen mit Pastor:innen sind für "Irre menschlich Hamburg" schon immer ein Anliegen gewesen und nun wieder ganz aktuell – deshalb gibt es jährlich wiederkehrend den

Gottesdienst für Angehörige in der Hauptkirche St. Petri

"Alles hat seine Zeit."

Der Landesverband der Angehörigen psychisch Kranker und Pastor Krischan Heinemann von der Hauptkirche St. Petri veranstalten immer an einem November-Sonntag um 18 Uhr einen gemeinsamen Gottesdienst.

Im Vordergrund stehen die Sorgen, Nöte und Ängste der Angehörigen.

Zu diesem Gottesdienst sind alle herzliche eingeladen.

Aktuelles siehe Website des LApK-Hamburg.


Gespräche mit Pastor:innen in Alsterdorf

Ein weiteres Mal hatte "Irre menschlich Hamburg" am 26.09.2011 zu Gesprächen und Diskussionen mit Pastor:innen über die Themen "Seelische Erschütterung", "Gesundheit", "Spiritualität" und "Glaubenszweifel" eingeladen – diesmal in die Kirche St. Nicolaus in Alsterdorf, Sengelmannstraße.

Pastor und Seelsorger Christian Möring begrüßte die 20 Teilnehmer:innen – auch im Namen des Krankenhauses –  sehr herzlich. Bevor man zu den Fragen kam (Was sind religiöse Visionen? Was sind Psychosen? Wie gehen Kirche und Menschen damit um?), stellte Pastorin Hilke Osterwald diesen besonderen Kirchenraum mit seiner Geschichte vor:

Diese Kirche wurde 1889 gebaut – 60 Jahre nach Gründung der Evangelischen Stiftung Alsterdorf durch Pastor Sengelmann. Vorher ging man zur Kirche nach Eppendorf.

Während der NS-Zeit und der damit verbundenen Veränderung des Menschenbildes kam es zu Ausgrenzungen – man entsprach hier nicht mehr dem "richtigen" Menschen. 629 Menschen wurden von hier deportiert (auch Kinder), 550 von ihnen getötet.

Das von Pastor Lensch entworfene und gemalte Altarbild gibt Zeugnis von dieser verzerrten Einstellung: 

Es zeigt 15 Personen. Jesus und die Helfenden werden vom Licht beschienen und bilden mit der Zahl zwölf eine geschlossene Einheit. Die drei anderen Personen (Bewohner der Stiftung) erscheinen nicht auf Augenhöhe und werden nicht vom Licht beschienen, befinden sich also in doppelter Hinsicht im Außerhalb. Die Bewohner:innen der Stiftung Alsterdorf wurden zu jener Zeit "Kinder" genannt.

Dieses Bild fordert zum genauen Hinschauen auf und ist schwer zu ertragen. Aus diesem Grund und weil es unter Denkmalschutz steht, hat man es mit einem Vorhang bedeckt und bewahrt es als Mahnmal, das uns dazu auffordert, wachsam und achtsam zu bleiben! Vor dem grauen Vorhang hängt nun ein großes, buntes Kreuz – entworfen und gemalt vom Bewohner und Künstler Peter David, der es der Kirche geschenkt hat.

Diplom-Psychologin Gyöngyvér Sielaff ("Irre menschlich Hamburg e.V."), leitete mit ihren warmen Worten die Diskussion ein: Hier an diesem besonderen Ort sei das Anderssein nicht weit weg von uns, sei die Durchlässigkeit zu spüren. Was, so fragte sie weiter, bewege uns hier besonders?

Schon in der Vorstellungsrunde gab es kurze Lebensbeschreibungen, danach konzentrierte sich das Gespräch vor allem auf Menschen mit religiösen Erleuchtungen, den sogenannten "holy happenings".

  • "Wenn ich mit Gott spreche, ist es ein Gebet." – "Wenn Gott mit mir spricht, ist es eine Psychose?" – "Wer und wie unterscheidet man das?"
  • "Werden Pastor:innen schneller psychotisch, wenn sie Gott intensiv erleben?"
  • "Wie entsteht Durchlässigkeit?"
  • "Was ist unsere innere Stimme?"

Das Gespräch war sehr spannend und fand genau am richtigen Ort für solche Gedanken statt.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch Tanja Gantz (Gesang) und Christina Meyn (Gitarre). Pastor Möring hatte für Kaffee, Tee und belegte Brötchen gesorgt – herzlichen Dank dafür!

Von allen Teilnehmer:innen wurde eine Fortsetzung dieser Reihe gewünscht. "Irre menschlich Hamburg" kümmert sich um einen weiteren Veranstaltungsort.

Angela Urban, "Irre menschlich Hamburg e.V."

Den Bericht einer Teilnehmerin finden Sie hier.

Die Einladung zu diesem Workshop finden Sie hier.


Begegnung zwischen Pastor:innen und "Irre menschlich"

"Alles wirkliche Leben ist Begegnung." (Martin Buber)

Begegnung zwischen Menschen

Ein von "Irre menschlich Hamburg" veranstalteter Pastor:innenworkshop fand zum Frühlingsanfang am 21.03. 2011 in der St. Michaelskirche in Hamburg-Sülldorf statt. An dieser Stelle einen herzlichen Dank für die Gastfreundschaft. Es ging um das Thema "Seelische Erschütterung und Kirche". Religiöse Erfahrungen, die in Psychosen gemacht werden, sind selten bis gar nicht Gesprächsinhalte in der Psychiatrie, selbst in den christlichen Krankenhäusern werden sie nur als Symptom einer Erkrankung betrachtet. In unserem Gespräch ging es auch um die Frage der Angst und Befremdung, gerade dann, wenn Menschen in ihren Krisen mit fundamentalen religiösen Inhalten – wie z. B. "Ursprung von Licht und Finsternis", "Erlösung" und "Sünde" – ringen. Dort sind Stimmenhören und Visionen nichts Ungewöhnliches.

  • Wie gehen Pastor:innen mit Anderssein in ihrer Gemeinde um?
  • Sind sie Ansprechpartner:innen für Menschen in religiösen (vielleicht auch sehr eigenen) Vorstellungen?
  • Sind sie Gesprächspartner:innen in Not?
  • Wo liegen ihre persönlichen Grenzen?
  • Was macht ihnen Angst, wo wollen sie lieber an die Profis der Psychiatrie verweisen? Was ist das besondere an einer Begegnung innerhalb der Kirche?
  • Muss man aktives Gemeindemitglied sein? Könnte Jesus nicht vom Kreuz heruntersteigen und sich in die Bank setzen?

Die Gesprächsatmosphäre war sehr offen und trialogisch geprägt. Sie lud dazu ein, Fragen zu stellen und zuzuhören. Außerdem konnte man dem wunderschönen Sologesang einer Teilnehmerin lauschen.

Nach vier Stunden Austausch, unterbrochen von drei kleinen Pausen, kamen wir zu dem Ergebnis, dass damit nicht Schluss sein kann und darf! Dieses Treffen war ein Anfang, um behutsam miteinander ins Gespräch zu kommen. Viele Fragen sind natürlich offen geblieben oder auch erst in diesem Prozess entstanden. Wir setzen diese Begegnungen fort, angedacht ist ein Termin Ende September. Die anwesenden Pastor:innen verabschiedeten sich mit dem Versprechen, das Gesprächsangebot in Kirchenkreisen weiter bekannt zu machen und im Kolleg:innenkreis dafür zu werben, damit diese Chance zur Begegnung noch intensiver genutzt wird. Auf dass es mehr werden.

Die Einladung zu diesem Workshop finden Sie hier.