Ver_rückte Touren: Dorothea-Buck-Straße/Arbeitsanstalt Farmsen
Veranstaltung
- Titel:
- Ver_rückte Touren: Dorothea-Buck-Straße/Arbeitsanstalt Farmsen
- Wann:
- Fr, 27. Juni 2025, 17:00 h - 19:00 h
Beschreibung
Ein trialogisch geführter Rundgang zur Dorothea-Buck-Straße und über das Gelände der ehemaligen Arbeitsanstalt Farmsen
Die erst seit 2017 nach Emmy-Püttjer benannte Straße trägt seit 2022 den Namen Dorothea-Buck-Straße. Die in Farmsen-Berne auf Höhe der Straße Feldschmiede nach Osten von der August-Krogmann-Straße abgehende und weiter nach Norden verlaufende Straße befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen sogenannten Pflege- und Versorgungsheims Farmsen und führt direkt zum sogenannten Arbeitshaus. Hier wurden in der NS-Zeit Menschen zwangsinterniert, zwangssterilisiert und zur Euthanasie deportiert.
Emmy Püttjer war zwischen 1940 und 1947 in leitender Funktion im Turnverein Farmsen tätig. Sie war zwar nicht Mitglied der NSDAP, aber in mehreren dem Nationalsozialismus nahe stehenden Organisationen und kann daher als belastet angesehen werden. Wegen der räumlichen Nähe der nach Püttjer benannten Straße zu dem NS-Gedenkort beschloss der Bezirk eine Umbenennung.
Dorothea Buck (1917-2019) war freiberufliche Bildhauerin, Lehrerin und NS-Opfer. Sie arbeitete von 1969 bis 1982 als Lehrerin für Kunst und Werken an der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg. 1936 wurde sie im Alter von 19 Jahren mit der Diagnose Schizophrenie in die „von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel“ bei Bielefeld eingewiesen. Die Erfahrungen, die sie dort machte, prägten sie ihr gesamtes Leben. Während des Aufenthalts in Bethel wurde sie auf Grundlage des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zwangssterilisiert. Dorothea Buck verarbeitete ihr Schicksal mit Hilfe der Kunst. Außerdem setzte sie sich für die Aufklärung und die Anerkennung der Verbrechen an psychisch kranken und behinderten Menschen während des NS-Regimes ein und warb für eine „humanere Psychiatrie“. Zusammen mit anderen Betroffenen gründete sie im Jahr 1987 den „Bund der Euthanasie-Geschädigten und Zwangssterilisierten“, der sich für die Anerkennung der Zwangssterilisierten als NS-Verfolgte und gegen das Vergessen des erlittenen Unrechts einsetzte. Sie war gemeinsam mit Thomas Bock Mitbegründerin des Trialogs und des Psychoseseminars. Im Jahr 1992 war sie eine der Gründerinnen und Gründer des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener (BPE) e. V., deren Ehrenvorsitzende sie später wurde.
Durch ihr Wirken hat Dorothea Buck einen großen Beitrag zur Entstigmatisierung psychisch erkrankter Menschen geleistet. Ihr wurde 1997 das Verdienstkreuz 1. Klasse und 2008 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im Jahr 2017 wurde sie zudem in Hamburg für ihr Lebenswerk mit der Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes und der Ehrenmedaille Portugaleser in Silber ausgezeichnet.
2022 wurde auf dem Autobahndeckel der A7 ein Park ebenfalls nach Dorothea Buck benannt.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit den aktuellen Benennungen werden Frauen geehrt, die Kreativität bewiesen und Haltung gezeigt haben. So haben sie unsere Stadt auf ganz unterschiedliche Weise geprägt und bereichert. Dass nun Straßen ihre Namen tragen werden, macht ihr Leben und Wirken präsent im Stadtbild und damit auch im Alltag der Hamburgerinnen und Hamburger. Ich begrüße ausdrücklich, dass der Bezirk Wandsbek die Umbenennung der Emmy-Püttjer-Straße in Dorothea-Buck-Straße beschlossen hat, die nun von der Senatskommission vollzogen wurde. Mit Dorothea Buck wird in unmittelbarer Nähe des Gedenkorts des ehemaligen Pflege- und Versorgungsheims Farmsen an eine starke Frau erinnert, die sich sehr für die Aufklärung und Anerkennung der Verbrechen an psychisch kranken und behinderten Menschen während des NS-Regimes eingesetzt hat.“
Verrückte Touren – Rundgänge in die Psychiatriegeschichte Hamburgs
Ein trialogisches Format von Irre menschlich Hamburg e.V. – begleitet von Robert Dorner u. a.
Wohin geht es? Es werden Orte aufgesucht, die mit der jeweiligen Krisen-Erfahrung/Psychiatrie-Erfahrung der Protagonist:innen zu tun haben. In diesem Rundgang geht es mehr um eine bedeutende Persönlichkeit der Psychiatrie-Geschichte im deutschsprachigen Raum.
Was passiert da? Man erlebt dabei spannende Psychiatrie-Geschichte und man erfährt neues über Anstalten, über eine Stadt im Umgang mit ihren psychisch erkrankten Menschen heute sowie über den Umgang mit Geisteskrankheiten früher – beispielsweise in der NS-Zeit – und wie das alles zusammenhängt.
Veranstaltungsort
- Standort:
- Farmsen – Start Ausgang U1 Farmsen - Webseite
- Straße:
- August-Krogmann-Straße
- Postleitzahl:
- 22159
- Stadt:
- Hamburg
Beschreibung
Treffpunkt beim Ausgang der U-Bahn-Station Farmsen, Ausgang Richtung August-Krogmann-Straße/Am Luisenhof, auf der dem REWE-Markt gegenüberliegenden Straßenseite der August-Krogmann-Straße (Richtung Dorothea-Buck-Straße)
Haltestelle der Bus-Linien 26, 27, 167, 168, 171, 195, 368 und 617.
Dieser Treffpunkt wurde gewählt, um bei schlechtem Wetter einen Unterstand zu haben.
Sollten Sie sich verspäten, erreichen Sie mich über die Telefonnummer +4940741056738.