Seit einem Jahr arbeitet unser Verein mit zwei Schulen besonders intensiv zusammen, dem Albrecht-Thaer-Gymnasium (ATH) und dem Gymnasium Corveystraße. Ziel der Kooperation ist es, als Ansprechpartner regelmäßig und umfassend präsent zu sein, Lehrerinnen, Lehrer und Eltern mit Fortbildungsangeboten direkt anzusprechen, sowie betroffenen Schülerinnen und Schülern konkrete Peerberatung anbieten zu können. Wie sich unsere Zusammenarbeit bis jetzt entwickelt hat, zeigen diese beiden Rückmeldungen zweier Kooperationslehrkräfte

 

Am 16. April 2007 lernte ich auf der Fortbildung "Psychiatrie macht Schule" den Verein "Irre menschlich" kennen und war sofort von den Zielen und Vorhaben des Vereins begeistert, immerhin hatte ich in meiner Schul- und Studienzeit doch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass das Thema "seelische Krisen" leider oft tabuisiert wird. Auch als Lehrerin erfahre ich, dass Schülerinnen und Schüler eigenen Krisensituationen mitunter ratlos gegenüberstehen, ebenso wie ihre Angehörigen. Daher freut es mich, mit dem Verein "Irre menschlich" einen Kooperationspartner gefunden zu haben, der mich bei der Aufklärung über psychische Erkrankungen mit vielfältigen Gesprächspartnern und Arbeitsmaterialien unterstützt, Fragen der SchülerInnen kompetent beantwortet und den Themenbereich der seelischen Krisen aus der Tabuzone herausholt. Die Rückmeldungen zu den zahlreichen Projekten in der Unter-, Mittel- und Oberstufe zeigen, dass die SchülerInnen das Engagement des Vereins zu schätzen wissen und gelernt haben, was in solchen Krisensituationen wichtig ist und an wen man sich wenden kann. Oft ist es den SchülerInnen daher eine Herzensangelegenheit, in der Schulzeitung von den Projekten und dem Besuch des "Tags der offenen Tür" zu berichten, um andere an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Dabei beeindruckt sie immer der trialogische Ansatz des Vereins, der es ihnen ermöglicht, mit Betroffenen und deren Angehörigen ins Gespräch zu kommen. Dass seit einem Jahr nun auch Lehrerfortbildungen in Kooperation mit dem Corvey-Gymnasium und dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (Li) und "Irre menschlich" durchgeführt werden, freut mich sehr, denn die Fortbildungen sorgen dafür, dass auch unter LehrerInnen seelische Krisen ernst genommen und angenommen werden – und auf diese Weise keine Tabuisierung mehr stattfindet.

 

Gedanken zur Kooperation mit "Irre menschlich"

Unsere Schule, das Gymnasium Corveystraße, stellt die psychische Gesundheit unserer Beteiligten am Schulleben in den Vordergrund, weil sie die Grundlage für alle weiteren Prozesse der Gesundheitsförderung darstellt.

Psychische Gesundheit wird als ein Zustand des Wohlbefindens verstanden, welcher im Sinne einer Ressource dazu beiträgt, dass Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können und im Stande sind, den täglichen kleinen und großen Anforderungen erfolgreich zu begegnen.

Das schulische Umfeld sollte so gestaltet sein, dass es in jeder Hinsicht ein gesundes Verhalten ermöglicht. Durch ein umfassendes Unterrichtskonzept, das Schaffen von Bewegungsmöglichkeiten im Unterricht und auf dem Schulhof für aktive Pausen, das Angebot von gesundem frisch zubereiteten Essen und Prävention im Stress- und Suchtbereich, versuchen wir für alle Schüler, Lehrer und auch Eltern, die zu unserer Schule kommen, Bedingungen zum Wohlfühlen zu schaffen.

Es war ein Glücksfall, dass einige Lehrerinnen und Lehrer an einer Fortbildung des Li teilgenommen haben und das trialogische Prinzip des Vereins kennenlernten. Wir waren so beeindruckt, dass wir Herrn Dorner sofort zu einer Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer an die Schule eingeladen haben. Und schon war klar, dass wir dieses Angebot und eine Zusammenarbeit unbedingt wahrnehmen müssen.

Der Weg des Kennenlernens setzte sich über erste Veranstaltungen an der Schule mit den siebten Klassen fort, indem das Thema Essstörungen erst im Unterricht und dann trialogisch behandelt wurde. In diesem Zusammenhang hat die Zusammenarbeit mit Gyöngyvér Sielaff ihren Anfang genommen. Diese hat sich im Laufe der Zeit ausgeweitet, weil wohl die gemeinsamen Ziele und die Wellenlänge stimmten. Immer, wenn wir an der Schule ein Thema zur psychischen Gesundheit, sei es an einem Gesundheitstag, sei es im normalen Unterricht oder sei es für Fortbildungen ins Auge gefasst hatten, konnten wir es mit Gyöngyvér Sielaff absprechen und umsetzen. Somit nahm die Kooperation ihren Lauf. Irgendwann haben wir dann sogar einen Vertrag gemacht.

Gyöngyvér Sielaff hat es dann geschickt eingefädelt, dass wir auch den Kontakt mit unserer Nachbarschule, dem ATH aufgenommen haben und somit eine Kooperationsgemeinschaft entstanden ist.

In dieser Gemeinschaft sind bisher zwei Lehrerfortbildungen zu den Themen "Burn out" und "Borderline" entstanden. Die Zusammenarbeit ist für uns sehr fruchtbar, weil wir über die Schulgrenzen hinaus mit Kolleginnen und Kollegen der Partnerschule gemeinsame Ziele verfolgen können. Wir sind auf dem Weg, mit "Irre menschlich" und dem ATH zusammen eine Kooperation zu verfolgen, die weiter wächst und noch viele weitere Ziele hat.

Die Zusammenarbeit mit "Irre menschlich", insbesondere mit Gyöngyvér Sielaff, hat zu einem Kontakt geführt, der für beide Seiten nun so bedeutend geworden ist, dass jeder Partner für den andern jederzeit bereit ist, alles Mögliche zu tun. In Krisensituationen haben wir Gyöngyvér Sielaff eingeschaltet und sie hat ohne Wenn und Aber sofort geholfen. Der Beitrag der Schule in der Kooperation kann nur darin liegen, Schülerinnen und Schülern wieder einen Weg in eine Schulgemeinschaft zu öffnen. Dies machen wir gerne.