Am Donnerstag, dem 03. März 2011 fand im Berufsbildungswerk Hamburg GmbH (bbw) in Eidelstedt der dortige Fachtag zur psychischen Gesundheit unter dem Motto "Es ist normal, verschieden zu sein" statt. Irre menschlich Hamburg wurde als Kooperationspartner gewonnen.

 

Über das bbw

Das Berufsbildungswerk Hamburg (bbw) führt Berufsausbildungen und Berufsvorbereitung für junge Menschen mit Behinderung durch (vorwiegend Lernbehinderungen, aber auch Körperbehinderungen, Sinnesbehinderungen leichter und mittlerer Ausprägung wie z.B. Hörschädigung und psychische Beeinträchtigungen).

Das bbw arbeitet im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit. Deutschlandweit gibt es über fünfzig Berufsbildungswerke.

Die überwiegende Anzahl der Teilnehmer_innen im bbw hat eine Förderschule besucht, viele haben keinen Abschluss oder einen schlechten Hauptschulabschluss. Es gibt keine Altersbegrenzung für die Aufnahme ins bbw. Die meisten Teilnehmer_innen sind bei Beginn zwischen 17 und 24 Jahre alt.

Zur Zeit werden 21 verschiedene Ausbildungsberufe angeboten. Mindestens ein Drittel der Ausbildungszeit lernen die Auszubildenden in Betrieben der jeweiligen Branche. In einigen Ausbildungsgängen verbringen die Azubis nahezu die gesamte Lehrzeit im Partnerbetrieb. Dies ist zum Beispiel im Einzelhandel, in der Alten- und Gesundheitspflege, in den kaufmännischen Berufen, im Friseurhandwerk und in den Gastronomieberufen der Fall. Bis auf wenige Ausnahmen besuchen alle Teilnehmer_innen des bbw's an zwei Tagen in der Woche die Staatliche Berufsschule Eidelstedt (BS 24), die auf dem Gelände des bbw's untergebracht ist.

Das oberste Ziel des bbw's ist die berufliche Vermittlung der Absolventen in den ersten Arbeitsmarkt.

 

Konzept der Veranstaltung

Der Fachtag machte den Schüler_innen und Mitarbeiter_innen (Ausbilder_innen, Sozialpädagog_innen, Psycholog_innen, Förder- und Berufsschullehrer_innen) das Angebot, sich einmal intensiv mit der eigenen Verschiedenheit und der der anderen zu beschäftigen.

Das Programm setzte sich aus elf verschiedenen Workshops zusammen, die bereits innerhalb der Schülerforen im Rahmen der am 10.11.2010 durchgeführten Veranstaltung "Psychiatrie macht Schule" – Tag der offenen Tür für SchülerInnen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zahlreich besucht waren. Sieben davon wurden doppelt angeboten. Alle Workshops waren sowohl mit Expert_innen besetzt, die sich beruflich mit den verschiedenen Problembereichen auseinandersetzen, als auch mit solchen, die über eigene Krisenerfahrung verfügen.

Das Themenangebot sollte mit den Schüler_innen im voraus besprochen worden sein, damit diese daraus ihre eigene Wahl treffen konnten. Es bestand nämlich die Möglichkeit, sich auch unabhängig vom Klassenverband nach individueller Interessenslage über bestimmte Themen zu informieren und auszutauschen. Folgende Workshops, für die sich jeweils maximal zwanzig Schüler_innen und fünf Lehrer_innen oder Mitarbeiter_innen anmelden konnten, wurden angeboten:

1. Durch Drogen psychotisch?
Wie groß ist die Gefahr? Bericht aus eigener Erfahrung mit Cannabis
Jakob P., Sascha Milin

2. Stimmen hören
Botschaften aus einer anderen Welt?
Tim Camel, Robert Dorner

3. Der rote Faden, der sich durch unser Leben zieht
Kinder psychisch erkrankter Eltern
Barbara Antal, Gyöngyvér Sielaff

4. Die Welt ist schwarz und die Zeit steht still (2 x)
Erfahrungen mit Depression
Gwen Schulz/Heidi Hamester, Dr. Henning Hallwachs

5. Zwischen Zweifeln und Verzweifeln (2 x)
Die leichte Irritierbarkeit der Seele
Lisa B., Birgit Meyer

6. Is(s) was? (2 x)
Magersucht und Bulimie: Hungern, Kotzen oder beides für ein Schönheitsideal
Marietta Beez, Dr. Dennis Wibisono

7. "Alkohol nein danke!" ist Stärke
Andre Rudel

8. Das Geheimnis von World of Warcraft (2 x)
Mediensucht
Suchtpräventionszentrum

9. "Du tust mir weh…!" (2 x)
Zum Umgang mit Gewalterfahrung
Dr. Nina Janke, Hanna Nebelsieck

10. Wie Ängste das Leben einengen (2 x)
Verena Bittner, Kristine Klapheck

11. "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (2 x)
Manie und Depression, extreme Schwankungen von Stimmung und Energie
Anita Schonhardt, Candelaria Mahlke

 

Ablauf der Veranstaltung

Für die 21 Referent_innen (zwanzig davon kamen von Irre menschlich/UKE, einer vom Suchtpräventionszentrum) gab es einen zentralen Anlaufpunkt, an dem sie in Empfang genommen und von Mitgliedern aus der Vorbereitungsgruppe – wie Henry Aretz (bbw), Annette Steinmeyer (G12) und Robert Dorner (Irre menschlich) – in die Räumlichkeiten und in den Ablauf eingewiesen wurden. Von Seiten des bbw´s wurde ein Catering für die Referent_innen bereit gestellt.

08.30 - 10.00 Uhr Workshops
10.00 - 10.30 Uhr Pause
10.30 - 12.00 Uhr Workshops

Filme, die bei "Psychiatrie macht Schule" gezeigt wurden, sind bei Frau Steinmeyer und bei Herrn Aretz ausleihbar, falls Interesse von Lehrer_innen oder bbw-Mitarbeiter_innen besteht, diese zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam mit den Schüler_innen anzuschauen und zu besprechen. Eine Filmliste wird ausgehängt. Die Referent_innen wurden gebeten, individuell Info-Materialien mitzubringen. Diese wurden durch das bbw ergänzt und in der Kommunikationshalle ausgelegt.

 

Evaluation

Für das bbw wurde vorab von Irre menschlich ein Online-Fragebogen eingerichtet, der von allen Teilnehmer_innen der Workshops ausgefüllt werden sollte. Die Schüler_innen sollten dies gemeinsam mit den Lehrer_innen im Unterricht erledigt haben, damit eine ausreichend hohe Rücklauf-Quote sichergestellt ist.

Frau Steinmeyer erwähnte in der Nachbesprechung, dass es ja bereits einen Fachtag zum Thema "Angst" am bbw gab, sie sich aber kaum mehr daran erinnern könne. An den trialogischen Workshop "Wie Ängste das leben einengen" werde sie sich aber gewiss noch in 10 Jahren erinnern können.