"Jede Seele braucht eine Wohnung"

Tagung zur Wohnraumversorgung psychisch kranker Menschen

Umgang mit Alltagsproblemen und Erfahrungen aus der Praxis

Am Montag, dem 28. März 2011 traf man sich dazu im der Einrichtung "Das Rauhe Haus" .

Veranstalter waren die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Kooperation mit dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V., AG Reha – AK Gemeindepsychiatrie, Irre menschlich Hamburg e.V., Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, STATTBAU HAMBURG GmbH und Schlüsselbund Wohnungsgenossenschaft eG i.Gr.

Vorurteile im Wohn- und Arbeitsbereich machen psychisch Erkrankten das Leben schwer. Psychiatrie-Fachleute setzen zunehmend auf selbst bestimmte Wohnformen. Die meisten Menschen möchten auch im Krankheitsfalle selbständig im eigenen Wohnraum leben. Hierzu gibt es Hilfen und Unterstützung. Dennoch kommt es im Alltag vielfach zu Missverständnissen, die zu Problemen führen. Nachbarn sind besorgt, Vermieter wissen nicht, wie sie mit den betreffenden Mietern umgehen sollen.

Die Stadt Hamburg fördert die Wohnungsversorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen durch ihre Programme. In einem Beitrag wurde über erste Erfahrungen berichtet. Welche Möglichkeiten bietet das Wohnraumschutzgesetz im Sinne der Erhaltung von Wohnraum? Wie funktioniert das sozialpsychiatrische Hilfesystem?

Mit dieser Veranstaltung sollte die Begegnung von Wohnungswirtschaft, Sozialpsychiatrie, Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen ermöglicht und das Gespräch, das mit der ersten Veranstaltung im Dezember 2008 begonnen hatte, wieder aufgenommen und weitergeführt werden.

Angemeldet hatten sich über 100 Teilnehmer aus den Bereichen Wohnungswirtschaft, Psychiatrie, psychosoziale Versorgung, Fachbehörden und Bezirksämtern.

Auf die beiden Programmpunkte "Besondere Wohnformen und Ankauf von Belegungsbindungen – erste Erfahrungen mit den Förderprogrammen der Stadt Hamburg" von Christian Brenger (BSU) und

"Anwendung des Wohnraumschutzgesetzes" von Dr. Andreas Dressel (BSU) war man besonders gespannt:

Danach hat es in den vergangenen 1½ Jahren 38 Förderfälle gegeben, 21 davon für psychisch Kranke. 18 Fälle betrafen einen Neubau.

Geworben wurde für den Erwerb von Belegungsrechten mit Mietpreisbindung (für höchstens 10 Jahre) auch damit, dass über alle Variablen (auch Projektförderung und Baufinanzierung) verhandelt werden kann.

Im anschließenden Podiumsgespräch zwischen Dr. Tobias Behrens (STATTBAU HAMBURG GmbH), Tim Behrendt (Behrendt Wohnungsbau), Rosemarie Oltmann (Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G.), Prof. Dr. Thomas Bock (UKE/Irre menschlich Hamburg e.V.) und Dr. Nadia Matter (Vorstand Schlüsselbund Wohnungsgenossenschaft eG i.Gr.) ging es um erste Erfahrungen von Vermietern und Mietern: hier durchweg positive.

Prof. Bock erinnerte daran, dass es bereits einen großen Anteil von Mietern gibt, die im Laufe ihres Lebens eine psychische Krise durchlaufen. Seiner Meinung nach sollte es Ziel der Veranstaltung sein, dass sich beide Seiten entgegen kommen:

Die Wohnungswirtschaft sollte wieder großzügiger mit der Wohnungsvergabe und die Psychiatrie flexibler bei der Hilfestellung in Krisen sein. Beide brauchen einander, und ohne dieses Zusammenwirken gibt es keine Psychiatriereform.

Dr. Behrens erkundigte sich nach "vertrauensbildenden Maßnahmen", die unternommen wurden, um den Erwerb von Belegungsrechten attraktiv zu machen.

Der wunderbare – hier leicht gekürzte – Film von F. Szeymies (Nußknacker e.V.) "Community Living" zum Abschluss des Vormittages zeigte amüsant und deutlich, welche Chancen sich ergeben, wenn man aufeinander zugeht.

Die drei Workshops am Nachmittag mit den Themen:
"Keine Ruhe!", "Kein Durchkommen!" und "Keine Antwort" waren gleichmäßig gut besucht.
"Irre menschlich" hatte die Verantwortung für diesen Teil der Tagung übernommen.

Jede Einheit begann mit einem kleinen Rollenspiel durch Mitglieder der Theatergruppe "crazyartists e.V." und einem Teilnehmer aus jeder Gruppe. Danach wurden die Eindrücke gesammelt, diskutiert und Gedanken zur Verbesserung der Situationsproblematik zusammen getragen.

Die drei Moderatoren werden sie auf Wunsch weiter geben.

Das Programm finden Sie hier.